[:de]Das Visum ist da![:]

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Vor ein paar Tagen auf der Cancha – super leckeres Kokoseis!

Ein bisschen dunkel, aber so sieht´s in der Migración aus. Wer entdeckt den Bildschirm?

Unsere Visumbelohnung – leckere Alfajores auf der neuen Tischdecke! Der Schonmonat ist vorbei!

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Es folgen Geschichten von der Visum-Jagd! (Achtung, es wird ausführlich und dramatisch;)! Für alle die nicht viel lesen wollen: Wir haben das Visum, es hat schlussendlich alles geklappt. Einfach zum letzten Abschnitt runtergehen!) 

Gleich am ersten Samstag in Cochabamba werden wir an den Plaza Colón bestellt. Nachdem wir dann nochmal eine halbe Stunde durch die Stadt geirrt sind, sitzen wir mit Carmen und den anderen Cochabamba-Freiwilligen 2 Stunden in einem Kopier-Foto-Mach-Laden rum. Da werden massenhaft Passfotos von jedem geschossen und alle Reisepässe mehrfach kopiert.  

In der darauffolgenden Woche unternehmen wir eine hektische Reise durch Cochabamba, gemeinsam mit einem Herrn, der sich um all unsere Unterlagen gekümmert zu haben schien. Zuerst ging es in ein riesiges Gebäude – so richtig verstanden, wo wir genau sind, hab ich nicht. Bei einer Empfangspolizistendame bekommt jede von uns zwei Zettelchen in die Hand gedrückt. Dann werden wir in einen großen Raum mit vielen anderen Wartenden geführt. Überall hängen große Bildschirme, auf denen genau solche Nummern zu sehen sind, wie wir in der Hand halten. Ab und zu ploppt eine neue Nummer auf und es piepst ganz laut. Jetzt heißt es also warten, bis die persönliche Nummer dran ist und man an allen anderen Menschen vorbeilaufen und an einen der unzähligen Glaskasten mit weiteren Polizistendamen treten muss. Je näher meine Nummer rückt, desto aufgeregter werde ich. Was wollen die Damen denn genau von mir? Was, wenn sie mich nicht verstehen oder ich öffentlich dafür gerügt werde, dass ich nicht alle Dokumente unter meinem Arm zerquetscht mitgebracht habe? Und dann ploppt tatsächlich mit einem lauten Piepsen meine Nummer auf und ich schrecke zusammen. Ich stolpere vorbei an lauter Einheimischen, die mich mit ihren Augen verfolgen, vor zum Glaskasten. Ich werde ein bisschen zu meinen Daten befragt. Eine Frage lautet: „In welcher Stadt wurden sie geboren? (Die Dame deutet auf meinen Pass.) In Deutsch?“ „Nein, in Ravensburg.“ Jetzt bitte nicht laut loslachen. Das System findet Ravensburg nicht. Ich soll ihr das Bundesland, in dem Ravensburg liegt, nennen. Auch Baden-Württemberg kann nicht gefunden werden. Mir bricht der Schweiß aus. Als die Dame mich mit ernster Miene in ihr Glaskästchen bittet, überlege ich, wie ich möglichst schnell aus dem Raum fliehen kann. Alles halb so wild, ich soll ihr nur in ihrem Computer zeigen, wo Baden-Württemberg in einer Bundesländerliste zu finden ist. Ich brauche ewig, bis ich verstehe, dass „mein“ Bundesland im Ausdruck „Bayern-Bad“ mit inbegriffen sein muss. Die Dame schaut mich zögernd an, druckt 5 Blätter aus, von denen sie 3 behält. Auf allen muss ich mehrfach unterschreiben. Nachdem alles Mögliche bestempelt wurde, ich mit einem wirschen Kopfnicken weggeschickt werde, drehe ich mich triumphierend um. Und sehe, dass alle mich anstarren, wieder beeindruckt von meiner wilden Gestik wie beim Trufi-Fahren. Peinlich! Mit dem zweiten Zettelchen läuft es ähnlich ab. Viele Daten, viele Unterschriften und viele Dokumente, die eigentlich genau gleich aussehen. Etwa drei Stunden später – im Nachhinein glaube ich, dass ich mir hier bei hoch aufgedrehter Klimaanlage die Grippe geholt hab – verlassen wir das Gebäude; müde und um mehrere Stapel Papier reicher. In einem vollgestopften Trufi geht es weiter zum Palacio de Justicia. Gleiche Geschichte mit Zettelchen, Warten, Daten und Unterschriften. So langsam fühle ich mich ein bisschen auf den Arm genommen. Am Schluss bekommt jede noch ein Zettelchen, mit dem wir in der darauffolgenden Woche mehr Papier abholen sollen. Aha. Hoffentlich bringt das alles auch was!  

Der nächste große Schritt war die medizinische Untersuchung. Um halb 6 mussten wir aufstehen, durften nichts essen und nicht pinkeln. In Cochabamba haben wir erst mal 500 bs an die Polizei überwiesen für die Untersuchungen. Wieder mussten wir warten – mit voller Blase ist das gar nicht so lustig -, unsere Pässe her zeigen, unterschreiben und dann die Urinprobe abgeben. Einmal um das improviesierte Krankenhäuschen rum war die Blutabnhame bei einer älteren Frau, die „Shape of you“ in Dauerschleife gehört hat und auch sehr überzeugt mitgegrölt hat. An dem Morgen war es noch richtig kalt, ich habe gefroren und mein Kreislauf war auch ziemlich im Eimer, weil ich ja noch nichts gegessen hatte. Dementsprechend hat sich das Blutabnehmen schwieriger gestaltet als gedacht. Nichts hat geholfen; weder Arm abbinden, noch Faustgepumpe, noch aggressives auf meinen Arm Geschlage. Meine Venen sind nicht mal ansatzweise zu sehen gewesen. Genervt ist die Dame davongerauscht und 10 Minuten später mit unterschiedlichen Utensilien wiedergekommen. Mir wurde ein Loch in den Finger gepiekst und dann gewaltsam das Blut rausgequetscht und auf verschiedene Plättchen und Tests verteilt. Und dann musste noch ein Glasröhrchen gefüllt werden. Die Dame, inzwischen schon ziemlich gereizt, stochert mit dem Röhrchen in meinem Finger rum. Aua! Nächste Station Röntgen. Ohne jeglichen Schutz nur in Unterhose und einem schicken blauen Überzug durften wir uns einmal durchleuchten lassen. Und dann noch eine Art Verhör. Passnummer, Wohnort, Geburtsdatum. Nehmen sie Medikamente? Nein. (Die paar Ibu lass ich mal außen vor…) Waren sie jemals schwanger? Ja, meine 5 Kinder warten daheim?. Dann noch ein bisschen Abhören, Rumdrücken und Husten. Und das war´s. Mit dem Taxi ging es weiter zur „Migración“, wo wir ein Blatt mit interessanten Angaben (genaue Kontostände, wen bitte hat das zu interesssieren?!) abgegeben haben, das wir am Tag zuvor noch spontan ausfüllen und ausdrucken mussten. Außer einer Notbanane immer noch nüchtern haben wir uns dann gegen 13 Uhr das nächst Beste zu essen geholt.Man, war das toll:) 

Etwa eine Woche später wurden wir auf halb 2 zur Migración bestellt. Alles gar kein Problem, dachten wir, da können wir morgens ja noch ins Projekt, kurz heim was essen und dann mit dem Trufi in die Stadt fahren. Denkste! Früh morgen an besagtem Tag ruft Carmen an und sagt, es gibt „bloqueos“ (Straßensperren, veranstaltet von Interessensgruppen, die so versuchen, ihre Forderungen zu „erpressen“). Der Kilometer 11 sei auf jeden Fall komplett gesperrt, wir würden wahrscheinlich nicht in die Stadt kommen und sie weiß nicht, ob die Sperren sich ausbreiten und wie lang sie dauern. Da geht einem natürlich erst Mal die Drüse. Ich hab mir das so spektakulär vorgestellt wie in „También la lluvia“, der Film, der uns durch den Spanischunterricht in der Oberstufe begleitet hat („Estáis en pecado mortal!“ fällt mir da grad wieder ein?). In Panik haben wir dann gefragt, was wir genau machen sollen: Um 11 mit genug Zeitpuffer mit dem Taxi losfahren. Dann haben wir in Piñami abgesagt und den Verkehr vor unserem Haus beobachtet; da die Hauptstraße gesperrt war, sind alle auf die Nebenstraßen ausgewichen, hier war also richtig was los. Pünktlich um 11 sind wir an den Haltepunkt vom Taxi-Unternehmen unseres Vertrauens „Campestre“ direkt in unserer Straße gegangen und haben dem Fahrer versucht zu erklären wo wir hin wollen. Gespannt, wie er jetzt genau die bloqueos umfährt, sind wir eingestiegen. Und was macht er? Fährt einfach ganz normal auf die Avenida! Und da war nichts los! Völlig unspektakulär, wahrscheinlich hätten wir für ein Zehntel des Geldes den Weg nach Cochabamba zurücklegen können. Naja, so ging es wenigstens schnell und wir mussten nicht viel laufen. Ein kleines bisschen enttäuscht haben wir dann 2 Stunden zu früh vor der Migración gewartet. Irgendwann kam dann auch Carmen (die morgens übrigens wegen den bloqueos um 5 aufgestanden ist und fast zu spät zu einer Klausur gekommen ist) mit 4 riesigen Stapeln Papier für Tabea aus Independencia und uns drei mit zugehörigen Röntgenbildern von der Untersuchung. Und die Bluttest-Ergebnisse: Ich bin gesund und weiß jetzt meine Blutgruppe?. Die arme Carmen muss echt Stress gehabt haben. Da waren Dokumente in meiner Mappe, die ich noch nie gesehen habe, sie muss also noch viel rumgerannt sein! Nach ein bisschen Rumgedrängel vor dem Gebäude sind wir dann ins Gebäude und mussten alle Papiere vorzeigen – wieder mit Zettelchen und Bildschirm. Ich habe wohl den nettesten Beamten erwischt. Carmen meinte im Nachhinein, dass er der „Experte“ sei. Es gab gar keine Probleme, wir haben eigentlich mehr getratscht und er war echt ziemlich lustig. Bei den andern ging alles doppelt so lang, sie mussten komische Fragen beantworten und Johannas Beamter hat irgendwas falsch eingetragen. Dann wurden unsere Fingerabdrücke eingescannt, wunderschöne Spontanfotos gemacht („Setz deine Brille ab!“-ZACK!-wirklich sehenswert…) und wir haben unser vorletztes Zettelchen bekommen, mit dem wir in der darauffolgenden Woche unser Visum abholen können! Juhu!  

Mittwochmittag, 11. September, sind wir dann mal wieder an die Migración gefahren – eine der Trufistrecken, die ich jetzt dann komplett auswendig kenne – und haben uns unser hoffentlich letztes Zettelchen abgeholt. Ich habe mich wieder fieberhaft auf die Bildschirme konzentriert (Haha, Wortwitz, ich hab tatsächlich schon wieder Fieber, doofe bolivianische Viren oder Bakterien oder so!). Als ich (5T war diesmal meine Nummer) dran war, ging es diesmal ganz schnell, ein paar Unterschriften später hatte ich dann meinen Pass mit eingeklebtem Visum drin! Und mal wieder ein paar Blätter mehr. Es ist also tatsächlich vollbracht!!! Eventuell brauchen wir doch noch ein „carnet“, so ein Kärtchen in Richtung Perso glaube ich. Aber das scheint schon beantragt worden zu sein, wir müssen nur Geld überweisen und es dann abholen.  

So, genug erzählt. Ich bin auf jeden Fall froh, dass alles geklappt hat und wir wirklich hierbleiben dürfen!  

Liebe Grüße von der jetzt ganz legalen 

Rahel 

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Ein Kommentar

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  1. […] sein. Näheres (und außerdem sehr Unterhaltsames) zu der ganzen Sache mit dem Visum könnt ihr auf Rahels Blog nachlesen, die hat das sehr schön […]

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